Wann habt ihr das letzte Mal etwas richtig Bitteres gegessen? Ich kann mich kaum daran erinnern, aber es war wohl ein Stück Grapefruit. Ok, manche Biere sind noch bitter, zumindest wenn sie nicht mit irgendeiner süßen Pampe versetzt sind. Kaffee? Ja manchmal, aber auch da wurde ja inzwischen dafür gesorgt, dass man schon einen echten Espresso braucht um überhaupt noch Bitterstoffe wahrzunehmen. Eine richtig gute Zartbitter Schokolade mit viel Kakao und wenig Zucker fällt mir auch gerade noch ein. Ansonsten ist es heutzutage wirklich schwierig noch ein echt bitteres Geschmackserlebnis zu bekommen.
Früher war es bitterer
Die Älteren von uns werden sich erinnern, dass früher der Rosenkohl richtig bitter sein konnte, Chicorée und Spargel ebenfalls. Die ersten Zucchini die importiert wurden, waren damals noch so bitter, dass wir sie als Kinder nur mit Mühe herunter bekamen und um an den süßen Kern einer Möhre zu gelangen, musste man wohl oder übel erst einmal durch die recht bittere äußere Hülle. Heute hat man uns die Bitterstoffe zu großen Teilen aus diesen Lebensmitteln heraus gezüchtet und das ist ist ziemlich bitter.
Bitterstoffe tun gut
Bitterstoffe haben nämlich viele positive Eigenschaften, die heutzutage weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Sie regen die Verdauungstätigkeit an, machen Speisen bekömmlicher, fördern die Sättigung und hemmen den Appetit. Außerdem sagt man Bitterstoffen nach, dass sie das Immunsystem stärken und sogar als natürliches Antidepressivum wirken. Ich kann für mich insbesondere nachempfinden dass Bitteres mir den Appetit ordentlich vergällt, denn nach so einer Grapefruit habe ich beispielsweise überhaupt keine Lust mehr etwas anderes zu essen. Danach bin ich im wahrsten Sinne des Wortes satt.
Wissenschaftlich belegt – bitter macht schlank
Natürlich ist das Ganze auch schon wissenschaftlich untersucht. Die Ernährungswissenschaftlerin Gretchen L. Goldstein von der Rutgers Universität in New Jersey untersuchte in einer Studie den Zusammenhang zwischen Geschmacksempfinden und Übergewicht bei Frauen im mittleren Alter. Dabei stellte sie, kurz gesagt, fest, dass die Teilnehmerinnen die den Geschmack bitter nicht gut wahrnehmen konnten 6 Mal so oft übergewichtig waren wie diejenigen die bitter gut schmecken konnten. Den gesamten Artikel der Wissenschaftlerin könnt ihr hier im Original im Obesity Journal nachlesen. Die Onlineausgabe der Fit for Fun berichtet ebenfalls von den positiven Eigenschaften von Bitterstoffen auf das Gewicht. All das legt nahe, dass wir uns regelmäßig etwas Bitteres gönnen sollten.
Wo finden wir Bitterstoffe?
In folgenden Früchten und Gemüsesorten werdet ihr auf der Suche nach Bitterstoffen fündig: Artischocken, Blumenkohl, Broccoli, Chicorée, Grapefruits, Orangen, Radicchio, Rucola, Rosenkohl, Zitronen oder Zucchini. Die Getreide Hirse und Amaranth enthalten sie ebenfalls. Folgende Kräuter und Gewürze gehören auch auf die Liste: Kardamon, Ingwer, Pfeffer, Thymian, Sauerampfer, Lavendel, Liebstöckel, Lorbeer, Kerbel, Majoran, Rosmarin und Estragon. Auch viele Pflanzen die als Heilpflanzen verwendet werden enthalten recht viele Bitterstoffe: Baldrian, Beifuß, Hopfen, Engelwurz, Fenchel, Schafgarbe, Löwenzahn, Wegwarte, Wermut.
Vorsicht vor sehr bitteren Gurken, Kürbissen und Zucchini
Gewarnt wird im übrigen vor dem Verzehr von selbst gezüchteten Kürbissen, Zucchini oder Gurken, wenn diese sehr bitter schmecken. Diese enthalten dann vermutlich zu viel vom Bitterstoff Cucurbitacin und auch für die ansonsten gesunden Bitterstoffe gilt, dass sie im Übermaß schädlich sein können. Einen Artikel der Ärztezeitung dazu findet ihr hier.